Wussten Sie, dass die Lebensdauer von Abwasserinfrastruktur durchschnittlich 50 bis 100 Jahre oder länger beträgt? Trotz dieser Langlebigkeit verfehlen mehr als die Hälfte der Fläche in europäischen Oberflächengewässern den geforderten „guten chemischen Zustand“. Diese Diskrepanz zeigt, wie dringlich nachhaltige Abwasserentsorgung und innovative Recyclingansätze sind, um die Wasserqualität langfristig zu sichern und ökologische sowie ökonomische Vorteile zu realisieren.
Ein Paradigmenwechsel in der Wasserwirtschaft, getrieben von technologischen Errungenschaften, ermöglicht es heute, Abwasser als Ressource zu sehen. Unternehmen und Städte können dank fortschrittlicher Technologien den Verbrauch von Wasser und Ressourcen optimieren. Diese Ansätze tragen nicht nur zur Verbesserung der Umwelt bei, sondern bieten auch wirtschaftliche Chancen durch effizientere Nutzung und Wiederverwertung von Wasser.
Wichtige Erkenntnisse
- Die Lebensdauer der Abwasserinfrastruktur beträgt 50 bis 100 Jahre oder länger.
- Mehr als die Hälfte der europäischen Oberflächengewässer verfehlt den „guten chemischen Zustand“.
- Fortschrittliche Technologien ermöglichen die Nutzung von Abwasser als wertvolle Ressource.
- Nachhaltige Abwasserentsorgung optimiert den Wasser- und Ressourcenverbrauch.
- Umwelt- und wirtschaftliche Vorteile sind durch effiziente Abwassernutzung möglich.
Einführung in das Konzept der Abwasserwiederverwertung
Abwasserwiederverwertung beschreibt eine Vielzahl von Techniken und Methoden, die darauf abzielen, Abwasser als wertvolle Ressource zu betrachten und effektiv wiederzuverwenden. Dieser innovative Ansatz trägt wesentlich zur Kreislaufwirtschaft bei, indem Wasserverluste kompensiert und Ressourcen rückgewonnen werden.
Ein bemerkenswerter Aspekt der Abwasserwiederverwertung ist die Integration von Digitalisierung und Data Science in die Prozesse. Dies ermöglicht eine präzisere Erfassung und Auswertung der Wasserströme, was ineffiziente Wassernutzungen aufdeckt und Maßnahmen zur Effizienzsteigerung ableitet. Insbesondere die Betriebswasserbilanz hilft Unternehmen, ihre Ressourceneffizienzziele durch Wassersparen und Mehrfachnutzung von Abwässern zu erreichen.
Die Kreislauftechnik, die auch die Nutzung von Regenwasser umfasst, eröffnet vielfältige Möglichkeiten der Wertstoff- und Energierückgewinnung. Dies zeigt sich zum Beispiel bei der Deer Island Treatment Plant in Massachusetts, die täglich über 15 MW Strom durch die Methangasgewinnung aus Abwasser erzeugt. Singapur deckt bis zu 40 % seines Wasserbedarfs durch die NEWater-Technologie, einer fortschrittlichen Methode zur Abwasseraufbereitung und -wiederverwertung.
Die sechs Säulen der Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit im Prozesswasserkreislauf sind Wassersparen, Mehrfachnutzung von Abwässern, Abwasserrecycling, Wertstoffrückgewinnung, Energierückgewinnung und Regenwassernutzung. Diese integrativen Ansätze tragen nicht nur zur Schonung natürlicher Ressourcen bei, sondern auch zur Förderung nachhaltiger industrieller Praktiken und zur Reduktion der Umweltbelastung.
Globale Beispiele verdeutlichen das Potenzial der Abwasserwiederverwertung. Stockholm nutzt aus Abwasser gewonnene Wärme zur Beheizung von 10.000 Wohnungen. In Kanada extrahiert das Werk Ostara Phosphor und Stickstoff aus Abwasser, um umweltfreundliche Düngemittel herzustellen. Diese innovativen Anwendungen betonen, wie wichtig die Abwasserwiederverwertung im Rahmen der Kreislaufwirtschaft ist.
Vorteile der nachhaltigen Abwasserentsorgung
Nachhaltige Abwasserentsorgung trägt erheblich zum Umweltschutz bei. Durch die Wiederaufbereitung und Weiterverwendung von Abwasser werden wertvolle Wasserressourcen geschont und der Energieverbrauch minimiert. Dies führt zu einer signifikanten Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks.
Ein wesentlicher Vorteil der nachhaltigen Abwasserentsorgung ist der Schutz der Wasserqualität und des Grundwassers. Speziell in Zeiten des Klimawandels ist es unabdingbar, wassersparende Kreislaufsysteme einzusetzen, um die Ressourcenschonung zu maximieren.
Weitere Vorteile sind unter anderem:
- Reduktion der Bodenverdichtung durch kompostierten Klärschlamm
- Förderung der Bodenfruchtbarkeit und Verminderung des Humusabbaus
- Erzielung ökologischer und wirtschaftlicher Vorteile durch die Nutzung von Abwasser als grüne Energiequelle
In Deutschland sind aktuell 54.753 Einwohner an zentrale Kläranlagen angeschlossen, während 13.368 Einwohner an öffentliche Kanäle mit Grundstückskläranlage angebunden sind. Diese Maßnahmen tragen zur Erreichung eines Anschlussgrads von etwa 75 Prozent bei. Die Eigenproduktion von etwa 45% der benötigten Strommenge in der Kläranlage Bad Salzungen durch Klärgas und die Nutzung der Beckenbodenwärme der Klärbecken der Kläranlage Buttlar zeigen innovative Ansätze im Bereich der nachhaltigen Abwasserentsorgung.
Durch die Integration solcher Technologien und Prozesse können Unternehmen und Gemeinden nicht nur zur Schonung der Wasserressourcen, sondern auch zur Verbesserung der Energieeffizienz und zur Reduzierung des CO₂-Ausstoßes beitragen. Beispiele erfolgreicher Maßnahmen umfassen die Vermeidung von Direkteinleitungen industrieller Abwässer und die Nutzung von Abwassermengen im Umfang von 2.812.680 Kubikmetern zur nachhaltigen Düngung und Bodenverbesserung.
Zukünftig wird die Bedeutung der nachhaltigen Abwasserentsorgung weiter zunehmen, um den Umweltschutz zu stärken und den Herausforderungen der Wasserknappheit wirksam entgegenzutreten.
Innovative Abwasserlösungen und Technologien
Die Zukunft der Abwasserbehandlung wird durch innovative Abwasserlösungen geprägt, die sich durch den Einsatz modernster Technologien hervortun. Besonders hervorzuheben sind hierbei die Rolle von Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI), die das Potenzial haben, die Effizienz und Nachhaltigkeit der Abwasseraufbereitung zu revolutionieren.
Nutzung von Digitalisierung und KI
Die Digitalisierung hat den Weg für beeindruckende Fortschritte in der Abwasserbehandlung geebnet. Der Einsatz von KI ermöglicht detaillierte Datenerfassung und -analyse, was zu optimierten Prozessen und verbesserter Wasserqualität führt. Automatisierte Systeme, in Verbindung mit maschinellem Lernen, können nicht nur den Energieverbrauch in Kläranlagen reduzieren, sondern auch die Einhaltung von Umweltvorschriften sicherstellen.
Mit maschinellem Lernen und Big Data-Auswertungen können Abwasserbehandlungstechnologien effizienter betrieben werden. So wurde beispielsweise in einer Studie festgestellt, dass die Implementierung von Digitalisierung und KI die Betriebskosten innerhalb von weniger als zwei Jahren signifikant senken kann.
Beispiele erfolgreicher Projekte
Die erfolgreichsten Projekte zeigen eindrucksvoll, wie innovative Abwasserlösungen Realität werden. Ein besonderer Erfolg lässt sich durch die VACUDEST Vakuumdestillationssysteme verzeichnen, die für unterschiedliche Anlagengrößen konzipiert sind. Diese Systeme können Mengen von 200 bis 30.000 Kubikmetern Prozesswasser pro Jahr verarbeiten, wobei sie sich durch Energieeinsparung und Effizienz auszeichnen.
Die Technologie des Vakuumverdampfers, die auf dem Prinzip der Siedepunktunterschiede basiert, ermöglicht die Aufbereitung von Abwasser so, dass es in anspruchsvollen Produktionsprozessen wiederverwendet werden kann. Dies ist sowohl ökologisch nachhaltig als auch ökonomisch vorteilhaft, da die hohen Einsparungen in Betriebs- und Entsorgungskosten beachtlich sind. Solche Abwasserbehandlungstechnologien finden Anwendung in den unterschiedlichsten Industriebranchen wie der Metallverarbeitung, Automobilindustrie, Luft- und Raumfahrt sowie in der chemischen und pharmazeutischen Industrie.
Diese innovativen Abwasserlösungen und der Einsatz von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz stellen sicher, dass wir eine nachhaltige und effiziente Abwasserbehandlung erreichen, die zukunftsweisend ist und einen erheblichen Beitrag zum Umweltschutz leistet.
Abwasser als Ressource in der Industrie
In der Industrie lässt sich Abwasser durch ausgeklügelte Abwassermanagementstrategien effektiv als Brauchwasser nutzen, um wertvolle Ressourcen zu sparen und Betriebskosten zu senken. Moderne Technologien und innovative Wasseraufbereitungssysteme spielen hierbei eine zentrale Rolle, da sie nicht nur die Umweltschonung, sondern auch die wirtschaftliche Effizienz fördern.
Potenziale in der Landwirtschaft
Die Landwirtschaft bietet immense Potenziale für die Wiederverwendung von industriellem Abwasser. Durch innovative Wasseraufbereitungssysteme können hohe Konzentrationen bestimmter Verbindungen im Abwasser selektiv abgetrennt und wiederverwendet werden.
Ein Paradebeispiel ist das ePhos®-Verfahren, mit dem sich Phosphor aus Abwässern zurückgewinnen lässt. Dies ermöglicht die Herstellung von Düngemitteln und bekämpft gleichzeitig die Wasserknappheit. Weiterhin kann Schlammwasser aus der Hochlastfaulung, welches wertvolle Pflanzennährstoffe wie Phosphor und Ammonium enthält, als Dünger eingesetzt werden. So tragen Abwassermanagementstrategien unmittelbar zur Nachhaltigkeit in der Agrarwirtschaft bei.
Brauchwassernetzwerke in der Industrie
Die Etablierung separater Brauchwassernetzwerke in der industriellen Produktion kann die Effizienz und Ressourcenschonung weiter steigern. Ein gut durchdachtes Brauchwassernetzwerk ermöglicht es, aufbereitetes Abwasser in verschiedenen Produktionsprozessen wiederzuverwenden.
Metalle aus Prozessabwässern können beispielsweise durch Biosorption oder biochemische Prozesse zurückgewonnen und wiederverwendet werden. Dies spart nicht nur Rohstoffe, sondern senkt auch die Betriebskosten signifikant. Zudem wird durch eine bedarfsgerechte Reinigung des Abwassers mit moderner, kostengünstiger Filtertechnik die Umwelt geschont.
Insgesamt stellen effiziente Abwassermanagementstrategien und fortgeschrittene Wasseraufbereitungssysteme wesentliche Eckpfeiler für eine nachhaltige Industrienutzung dar. Ihre Implementierung trägt dazu bei, wertvolle Ressourcen zu erhalten und gleichzeitig die Umweltbelastung zu minimieren.
Anwendungsmöglichkeiten in der Stadtplanung
Moderne Stadtplanung kann durch die Einbindung von nachhaltigen Abwassernutzungskonzepte dazu beitragen, städtische Ökosysteme zu bewahren und die Lebensqualität zu verbessern. In vielen Städten wird dies bereits erfolgreich umgesetzt, insbesondere durch das Recycling von Grauwasser und die Nutzung von gereinigtem Abwasser für öffentliche Grünflächen.
Durch die Versiegelung von immer mehr Flächen in Städten kann Regenwasser nicht mehr versickern. Das führt dazu, dass bei Starkregen das Risiko der Überflutung und einer Überlastung des Kanalnetzes steigt. Aufgrund des Klimawandels nimmt die Häufigkeit von Starkregenereignissen zu, was zusätzliche Herausforderungen für die Stadtplanung und Abwassernutzungskonzepte mit sich bringt.
- Klimaanpassungsmaßnahmen wie die Schaffung wasserdurchlässiger Oberflächen bringen mehr Stadtgrün und verbessern die Lebensqualität in Städten.
- Im Rahmen der Stadtplanung können Immobilien-Eigentümer*innen Abwassergebühren einsparen, wenn sie durch Abkopplungsmaßnahmen weniger Niederschlagswasser in die Kanalisation einleiten.
- Kommunen und Betreiber können Geld sparen, da die Infrastruktur nicht unnötig ausgebaut werden muss durch wasserbewusstes Handeln.
- Das Verdunsten von Wasser kann zu mehr Kühlung beitragen und Grünflächen sowie Bäume mit gespeichertem Wasser versorgen.
- Regenwasser, das von der Kanalisation abgekoppelt ist, trägt dazu bei, den Grundwasserkörper zu stärken.
Weitere Anwendungsmöglichkeiten in der Stadtplanung umfassen präventive Maßnahmen gegen Starkregen, wie den Rückhalt von Niederschlagswasser auf dem Grundstück durch Dachbegrünungen und Versickerungen. Diese Maßnahmen können helfen, Schäden an Immobilien durch Starkregen zu reduzieren. Solche Abwassernutzungskonzepte sind entscheidend, um sich dem natürlichen Wasserhaushalt anzunähern und nachhaltig zu wirtschaften.
Ökonomische Aspekte des Abwasserrecyclings
Die ökonomischen Vorteile des Abwasserrecyclings sind erheblich und tragen zur Kostenreduktion in verschiedenen Wirtschaftssektoren bei. Unternehmen können durch die Einführung von Abwasserrecycling-Strategien teure Gebühren für die Nichteinhaltung von Abwasservorschriften vermeiden und somit Kosten sparen. Darüber hinaus ermöglicht die Integration von Recyclingprozessen die Wiederverwendung von Industrieabwässern vor Ort, wodurch erheblich an Transport-, Entsorgungs- und Energiekosten gespart wird.
Filterpressen werden als umweltfreundliche Technologie hervorgehoben, die sowohl die Wiederverwendung von Wasser ermöglicht als auch eine kostengünstige Entsorgung des Klärschlamms bietet. Dies führt zu einer Kostenreduktion und ist insbesondere für Bergbau- und Mineralverarbeitungsunternehmen von Interesse, da sie Bergwerksabfälle trocken lagern können. Das hat nicht nur ökologische Vorteile, sondern reduziert auch die Betriebskosten.
Ein weiterer Vorteil des Abwasserrecyclings ist die Möglichkeit, Süßwasservorräte zu entlasten, die für Bewässerungszwecke verwendet werden. In Europa gibt es rund 800 Projekte zur Verwendung von aufbereitetem Abwasser, hauptsächlich in der Landwirtschaft und Industrie. Dies kann besonders in wasserarmen Regionen zu einer signifikanten Kostenreduktion führen, da die Notwendigkeit des Zuführens von Frischwasser verringert wird.
Der Preis für Wasser variiert in Europa: In Deutschland liegt er bei 2 Euro pro Kubikmeter, während er in Dänemark 2,50 Euro pro Kubikmeter beträgt. Diese Variabilität der Wasserkosten zeigt deutlich, dass die Wiederverwendung von Wasser eine attraktive Option zur Kostenreduktion darstellt. Unternehmen und Privathaushalte, die auf ihre Wasserrechnung achten, können durch Abwasserrecycling signifikante Einsparungen erzielen und gleichzeitig zur Umweltentlastung beitragen.
Nachhaltige Abwassernutzungskonzepte
Die nachhaltige Abwassernutzung gilt als Schlüsselkomponente im modernen Städtebau. Ihre Integration ist besonders herausfordernd, da sie sowohl bestehende Infrastruktur anpassen als auch Langzeitstrategien entwickeln muss, um mit den dynamischen Umweltbedingungen und technologischen Fortschritten Schritt zu halten.
Integration in bestehende Infrastrukturen
Die Integration von nachhaltigen Abwasserlösungen in bestehende Infrastruktur erfordert sorgfältige Planung und innovative Ansätze. Erfolgreiche Beispiele sind die Fassadenbegrünungen, die Abwasser von etwa 35 Personen auf einer Fläche von 10 m² aufbereiten können. Solche Projekte sind exemplarisch für die notwendigen Entwicklungen und dienen als Pionierbeispiele, die den Weg für zukünftige Projekte ebnen.
- Anstieg der weltweiten Eutrophierung (Steffen et al., 2015)
- Erhöhte Abwasserproduktion in Städten (ARE, 2019)
Langfristige Planung und Umsetzung
Langfristige Planung ist essentiell, um nachhaltige Abwassernutzungskonzepte erfolgreich umzusetzen. Hamburg, zum Beispiel, verfolgt das Ziel, bis 2050 seine CO2-Emissionen um 80% zu reduzieren. Kurzfristig soll eine Reduzierung von 40% bis 2020 erfolgen. Projekte wie das „Wilhelmsburg Mitte“ Energie-Netzwerk sind wichtige Schritte in Richtung einer klimaresilienten Stadt, indem fossile Brennstoffe durch erneuerbare Energien ersetzt und die Energieeffizienz gesteigert wird.
- Steigerung des Wasserbedarfs (Larsen et al., 2013)
- Mangelnde Gesetzgebung zur Wiederverwendung von Grauwasser kann ein Hemmnis sein
Da die Anpassung an den Klimawandel flexible und reversible Maßnahmen erfordert, muss die künftige Entwicklung der urbanen Infrastruktur diese Aspekte berücksichtigen, um ein nachhaltiges Wassermanagement und Energieeffizienz zu gewährleisten.
Globale Beispiele und Best Practices
Weltweit existieren beeindruckende globale Beispiele für die effektive Wiederverwertung von Abwasser. Ein bemerkenswertes Beispiel ist Singapur, das durch seine fortschrittlichen Kläranlagen international als Vorreiter gilt. Insbesondere die NEWater-Anlage in Singapur recycelt Wasser auf höchstem technologischen Niveau und versorgt das Land mit einem erheblichen Teil seines Trinkwasserbedarfs.
Die Best Practices im Abwasserrecycling werden ebenfalls durch Initiativen wie das deutsche GRoW-Programm (Globale Ressource Wasser) illustriert. Im Rahmen dieses Programms präsentieren über 262 Berichte neue Methoden und Technologien zur Wassernutzung und -recycling, unter anderem das Management von Wasserressourcen durch Klimamodellierung und hydrologische Modellierung. Die Projekte fokussieren sich auf die Reduktion des Wasser-Fußabdrucks von Unternehmen, beispielsweise durch „Water Stewardship“.
Auf der GRoW-Statuskonferenz 2019 nahmen rund 200 Experten von fast 100 Institutionen teil. Nahezu die Hälfte der GRoW-Partner stammt aus der Wirtschaft und der Praxis, was die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Forschung und Industrie unterstreicht. Die Initiativen des GRoW-Programms umfassen über 40 Fallstudien weltweit, die sich auf Regionen konzentrieren, die mit Wasserknappheit konfrontiert sind, wie z. B. Iran, Brasilien und Südafrika.
Ein weiteres herausragendes Projekt ist das go-CAM, das sich mit der Wasserversorgung in Lima, Peru, beschäftigt. Projekte wie MedWater und Trust stellen innovative Methoden zur Überwachung und Verbesserung der Wasserqualität und -quantität in Israel-Palästina, Norddeutschland sowie in Südafrika, Nordostbrasilien und der Türkei bereit.
In Bereichen wie der Textilindustrie entwickeln Initiativen wie InoCottonGROW nachhaltige Methoden für die Wassernutzung entlang der Lieferketten, während Projekte wie WELLE den vollständigen Wasser-Fußabdruck von Unternehmen ermitteln. Diese Projekte sind hervorragende globale Beispiele und Best Practices im Abwasserrecycling und tragen wesentlich zur Bewältigung der weltweiten Wasserkrise bei.
Zukünftige Trends und Entwicklungen im Abwasserrecycling
Die Zukunft des Abwasserrecyclings wird von zahlreichen technologischen Innovationen und strengeren regulatorischen Rahmenbedingungen bestimmt. In Deutschland gewinnt dies stetig an Bedeutung, gerade vor dem Hintergrund einer zunehmenden Wasserknappheit und der Notwendigkeit, Ressourcen effizienter zu nutzen.
Technologische Innovationen
Technologische Innovationen spielen eine zentrale Rolle, um die Effizienz und Sicherheit des Abwasserrecyclings zu verbessern. Verfahren wie die Nanofiltration sowie fortschrittliche biologische Behandlungsprozesse könnten die Effizienz signifikant steigern. Diese Methoden tragen dazu bei, dass Krankheitserreger und Schadstoffe effektiver abgebaut werden, was besonders im landwirtschaftlichen Sektor von Bedeutung ist, wo die Wasserwiederverwendung zur Bewässerung immer häufiger zum Einsatz kommt. Diese technologische Entwicklung geht Hand in Hand mit der Förderung durch Programme wie die BMBF-Fördermaßnahme WavE.
Regulatorische Rahmenbedingungen
Die Einführung strengerer regulatorischer Rahmenbedingungen ist unerlässlich, um die Risiken der Wasserwiederverwendung zu minimieren. In der EU-Verordnung (EU) 2020/741 über die Wasserwiederverwendung beispielsweise wird die fallspezifische Risikobewertung als Kernelement festgesetzt. Diese regulatorischen Anforderungen sorgen dafür, dass die Wasserqualität und -sicherheit gesteigert werden. Deutschland arbeitet aktiv an der Umsetzung dieser Richtlinien, um die nachhaltige Nutzung von Abwasser weiter voranzutreiben und den ökologischen Fußabdruck der industriellen und kommunalen Wassernutzung zu reduzieren.
Insgesamt wird deutlich, dass die Harmonisierung von technologischem Fortschritt und strengeren regulatorischen Rahmenbedingungen einen maßgeblichen Einfluss auf die Zukunft des Abwasserrecyclings haben wird. Diese Dynamik unterstützt die Kreislaufwirtschaft und trägt wesentlich zur Ressourcenschonung bei.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Nutzung von Abwasser als Ressource ein entscheidender Schritt hin zu einem nachhaltigeren Wassermanagement darstellt. Deutschland zeigt hierbei interessante Statistiken: Im Jahr 2004 bezogen über 5.000 Wasserversorgungsunternehmen fast 5,4 Milliarden Kubikmeter Wasser, von denen etwa 3,75 Milliarden Kubikmeter an Haushalte und kleine Unternehmen verteilt wurden. Rund 5,27 Milliarden Kubikmeter Abwasser wurden durch öffentliche Abwassersysteme aufgefangen, was auf eine erhebliche Freisetzung von stark verschmutztem „Trinkwasser“ ins Kanalsystem nach der Nutzung hinweist.
Ein großes Potenzial liegt darin, dass lediglich ein minimaler Prozentsatz des bereitgestellten Wassers tatsächlich zum Trinken verwendet wird. Tatsächlich werden über ein Viertel des hochwertigen Wassers hauptsächlich für den Transport von Fäkalien eingesetzt. Diese Tatsache unterstreicht die Notwendigkeit, bestehende Systeme der Abwasserwirtschaft neu zu evaluieren und nachhaltiger zu gestalten. Herausforderungen wie die Vermischung und Verdünnung von Wasser unterschiedlichster Qualitäten, Verlust an wertvollen Nährstoffen und die Entstehung von Rückständen mit Schadstoffen in Klärschlämmen machen dies besonders dringlich.
Die OECD prognostiziert einen globalen Anstieg des Wasserverbrauchs um über 40% für die kommenden Jahrzehnte. Innovative Technologien und Konzepte, wie sie im EU-Projekt E4Water eingesetzt wurden, konnten eine Reduktion des Abwasseraufkommens um bis zu über 40% erreichen. Integrative Ansätze im industriellen Wassermanagement bieten zudem die Möglichkeit, Risiken aufgrund von Wasserknappheit besonders in wasserstressgefährdeten Regionen zu verringern.
Den Blick in die Zukunft gerichtet, müssen wir darauf abzielen, bestehende Infrastrukturen nachhaltig weiterzuentwickeln und zugleich neue Technologien und Konzepte für verbesserte Wasserwiederverwendung zu fördern, insbesondere in Regionen, die nicht über jahrzehntelang etablierte Abwassersysteme verfügen. Auf diese Weise kann Abwasserrecycling einen signifikanten Beitrag zur Ressourcenschonung und Umweltentlastung leisten und gleichzeitig den globalen Wasserverbrauch auf nachhaltige Weise reduzieren.