Wenn wir abends den Smart‑TV einschalten und eine Serie streamen, denken die meisten kaum daran, wieviel Energie dafür tatsächlich benötigt wird. Doch gerade bei Videoinhalten auf Großbildgeräten in Mietwohnungen oder Ferienhäusern entstehen Mengengerüste, die sichtbar werden, wenn man sie genauer betrachtet.
Jeder Stream benötigt Strom. Nicht nur auf dem Fernseher oder Smartphone, sondern entlang der gesamten digitalen Kette – vom Rechenzentrum über die Datenübertragung bis hin zur Wiedergabe. Diese unsichtbare Infrastruktur sorgt für Komfort, verursacht jedoch erhebliche Umweltauswirkungen.
Wie hoch ist der Energiebedarf von alltäglichem Streaming wirklich? Welche Faktoren beeinflussen ihn, und lässt er sich reduzieren, ohne auf Qualität zu verzichten?
Warum Streaming nicht völlig „grün“ ist
Energiebedarf von Endgerät und Netz
Beim Streamen eines Films entstehen auf den ersten Blick nur wenige sichtbare Kosten. Doch hinter dem einfachen Abspielen eines Videos verbirgt sich eine komplexe digitale Infrastruktur.
Die Inhalte werden über große Rechenzentren bereitgestellt, durch internationale Netze transportiert und schließlich auf dem Endgerät abgespielt – oft in hoher Auflösung und mit mehreren parallelen Geräten im Haushalt.
Besonders energieintensiv sind:
- Rechenzentren: Sie bereiten Inhalte auf, speichern große Datenmengen und liefern die Streams in Echtzeit aus.
- Datenübertragung: Je höher die Videoqualität, desto mehr Daten müssen durch Glasfasernetze, Mobilfunkmasten und WLAN-Router geschickt werden.
- Endgeräte: Fernseher, Tablets, Konsolen oder Smart-TVs benötigen Strom zum Betrieb, insbesondere bei langen Streaming-Sessions oder 4K-Inhalten.
Nutzung außerhalb des gewohnten Wohnortes
Mietwohnung oder Ferienhaus – was ändert sich?
Viele Menschen streamen auch außerhalb ihres Hauptwohnsitzes im Ferienhaus, auf Dienstreise im Hotel oder in einer Mietunterkunft. In solchen Situationen besteht die Gefahr, dass der Energieaufwand leicht unterschätzt wird. Denn obwohl sich die Umgebung ändert, bleibt das Nutzungsverhalten oft identisch mit dem Zuhause: gleiche Apps, gleiche Qualität, gleiche Zeitdauer.
Warum Standortwechsel kaum Einsparpotenzial birgt
Ein Wechsel des Nutzungsortes bringt oft keine relevante Energieersparnis. Die Faktoren, die den Verbrauch dominieren – Endgeräte, Bildschirmgröße, Nutzungsdauer –, bleiben bestehen. Selbst wenn das Netz vor Ort effizienter oder weniger belastet ist, ist der Einspareffekt gering im Vergleich zur Gesamtleistung des Endgeräts.
Praktische Einflussfaktoren auf den Energieverbrauch
Bildschirmgröße und Gerätewahl
Smart‑TVs mit großen Diagonalen und hoher Auflösung verbrauchen mehr Strom. Eine Untersuchung zeigte etwa, dass Smart‑TVs mit HDR‑Funktion gegenüber Smartphones deutlich höhere Energiewerte erreichen.
Wer einen großen Bildschirm nutzt, muss mit entsprechendem Mehrverbrauch rechnen.
Qualität des Streams und Übertragungstechnologie
Streaming in Ultra‑HD oder mit HDR bedeutet nicht zwangsläufig deutlich höheren Energieverbrauch – denn in vielen modernen Netzwerken ist der Anteil des Datenverkehrs am Stromverbrauch nicht mehr dominant. Es sind andere Faktoren wie das Endgerät und das ständige Standby oder die Displayhelligkeit, die größeren Einfluss haben.
Bei älteren Übertragungswegen (z. B. Kupfer) oder schlechteren Netzbedingungen steigt die Effizienz weniger stark an, sodass unter solchen Bedingungen der Energieeinsatz pro Stunde höher liegen kann.
Nutzungsdauer und tägliche Gewohnheiten
Je länger ein Gerät aktiv ist, desto größer ist der Gesamtverbrauch. Eine Stunde Streaming mag vergleichsweise gering erscheinen, aber im Alltag summieren sich Stunden zu Tagen.
Wer in einer Ferienwohnung, einem Hotel oder bei Freunden einen Smart‑TV nutzt, konsumiert häufig dieselben Inhalte wie zu Hause. Viele greifen dafür auf VPN‑Lösungen zurück, um auf ihre gewohnten Profile, Mediatheken oder Streamingdienste zugreifen zu können.
Durch einen Fernseher-VPN wird der Datenverkehr verschlüsselt und der Standort virtuell angepasst. So lassen sich gewohnte Inhalte auch im Ausland problemlos abrufen. Der Stromverbrauch des Streams ändert sich dadurch jedoch nicht weder beim Anbieter noch auf dem Endgerät.
Lässt sich der Verbrauch beeinflussen?
Ja – mit einfachen Maßnahmen lässt sich der Energiebedarf für Streaming deutlich senken, ohne auf Komfort zu verzichten:
- Qualität bewusst wählen: HD statt 4K reicht auf kleineren Bildschirmen meist aus und spart Strom.
- Energieeffiziente Geräte nutzen: Moderne Fernseher mit Energiesparmodus oder OLED-Technologie verbrauchen deutlich weniger.
- Streamingdauer überdenken: Automatische Wiedergabe deaktivieren und bewusster konsumieren hilft, unnötige Laufzeiten zu vermeiden.
- Geräte abschalten statt Stand-by: Wer Fernseher, Receiver und Konsolen bei Nichtnutzung vollständig vom Netz trennt, spart zusätzlich.
Das größere Bild: Millionen Streams, Millionen Kilowattstunden
Laut aktuellen Schätzungen verursacht das weltweite Streaming von Serien, Filmen und Musik jährlich einen Stromverbrauch in Höhe mehrerer Terawattstunden. Das entspricht dem Energiebedarf ganzer Staaten. Ein Großteil dieser Energie wird in Ländern erzeugt, deren Strommix noch stark auf fossilen Quellen basiert – mit entsprechenden Folgen für CO₂-Ausstoß und Umweltbilanz.
Je mehr Inhalte in hoher Qualität, rund um die Uhr und auf immer leistungsfähigeren Geräten konsumiert werden, desto größer wird dieser Energiebedarf. Das betrifft nicht nur private Nutzer, sondern auch die Anbieter, die ihre Rechenzentren ausbauen und mit Kühlung, Redundanzen und Hochverfügbarkeit betreiben müssen.
Fazit: Streaming ist bequem aber nicht kostenlos für die Umwelt
Digitale Unterhaltung ist für viele selbstverständlich geworden. Doch hinter jedem Stream steht ein realer Energieaufwand, der vom Rechenzentrum bis zum Fernseher reicht. Auch wenn der einzelne Nutzer nur einen kleinen Beitrag leistet, summieren sich Milliarden Stunden Streaming weltweit zu einer beachtlichen Belastung für Stromnetze und Umwelt.
Ein bewussterer Umgang durch angepasste Qualität, kürzere Streamingzeiten oder effizientere Geräte kann helfen, diese Belastung zu reduzieren. Digitale Freiheit muss nicht auf Kosten der Umwelt gehen – sie beginnt mit bewussten Entscheidungen bei jedem Klick auf „Play“.