Eine bahnbrechende Studie aus Israel zeigt: Die Umstellung der Pharmaproduktion auf Mechanochemie könnte die Ökotoxizität und CO2-Emissionen der Branche um über 85% senken. Diese erstaunliche Zahl verdeutlicht das immense Potenzial der Grünen Chemie für eine nachhaltige Zukunft der Pharmaindustrie.
Die Mechanochemie, die chemische Reaktionen durch mechanische Verfahren wie Kugelmahlen auslöst, kommt weitgehend ohne Lösungsmittel aus. Dies eröffnet neue Wege für umweltfreundliche Synthesewege in der Medikamentenherstellung. Das Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) hat in einem Pilotprojekt das Potenzial dieser Methode für eine CO2-neutrale Pharmaproduktion aufgezeigt.
Ein weiteres Beispiel für Innovationen in der Grünen Chemie liefert die Leuphana Universität Lüneburg. 2017 gelang es Forschern dort, Antibiotika der Wirkstoffgruppe Fluorquinolone mit nachhaltigen Methoden zu verbessern. Die neuen Moleküle sind umweltverträglicher als bisherige Substanzen. Diese Forschung wurde von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt mit rund 460.000 Euro gefördert.
Die Pharmaindustrie steht vor der Herausforderung, nachhaltige Wirkstoffe zu entwickeln und umweltfreundliche Synthesewege zu etablieren. Das International Sustainable Chemistry Collaborative Centre (ISC3), 2017 vom Bundesumweltministerium gegründet, treibt diese Entwicklung voran. Auch Bildungsinitiativen wie der MBA „Sustainable Chemistry Management“ der Leuphana Universität fördern die Integration von Nachhaltigkeitswissen in wirtschaftliche Entscheidungsprozesse.
Wichtige Erkenntnisse
- Mechanochemie kann Ökotoxizität und CO2-Emissionen in der Pharmaproduktion um 85% reduzieren
- Leuphana-Forscher entwickelten umweltfreundlichere Antibiotika
- 460.000 Euro Förderung für nachhaltige Chemie-Forschung
- ISC3 fördert weltweite Entwicklung nachhaltiger Chemie
- MBA-Programm für Sustainable Chemistry Management gestartet
- EU-Projekt PREMIER verbindet Forschung und Pharmaindustrie
Einführung in die Grüne Chemie
Grüne Chemie, auch als nachhaltige Chemie bekannt, revolutioniert die wissenschaftliche Forschung und Industrie. Sie zielt darauf ab, die Umweltbelastung zu minimieren und die Effizienz zu maximieren. Dieser Ansatz unterscheidet sich grundlegend von traditionellen Methoden durch seinen präventiven Charakter.
Definition und Grundprinzipien
Die Grüne Chemie basiert auf zwölf Prinzipien, die von Paul Anastas und John Warner entwickelt wurden. Diese Grundsätze dienen als Leitfaden für umweltfreundliche Alternativen in der chemischen Produktion. Sie fördern Ressourceneffizienz, Kostenersparnis und Innovationen.
Bedeutung für die Pharmaindustrie
In der Pharmaindustrie spielt die Grüne Chemie eine zentrale Rolle. Sie ermöglicht die Entwicklung umweltfreundlicher Synthesewege und reduziert den Einsatz schädlicher Lösungsmittel. Dadurch werden nicht nur Ressourcen geschont, sondern auch die Produktionskosten gesenkt.
Historische Entwicklung
Die Grüne Chemie hat sich über die Jahre stetig weiterentwickelt. Heute umfasst sie innovative Technologien wie biobasierte Kunststoffe, wassergebundene Lacke und enzymatische Reaktionen. Diese Fortschritte tragen dazu bei, die Umweltbelastung zu minimieren und die Effizienz zu maximieren.
Die PCC-Gruppe zeigt beispielhaft, wie nachhaltige Chemie in der Praxis umgesetzt werden kann. Sie nutzt 100% erneuerbare Energien für die Herstellung von Dimethylether und in ihrem Siliziumwerk in Island. Durch effiziente Transporte und umweltfreundliche Kleinwasserkraftwerke konnten die CO2-Emissionen um 206.000 Tonnen pro Jahr reduziert werden.
Die 12 Prinzipien der Grünen Chemie
Grüne Chemie revolutioniert die Industrie mit zwölf wegweisenden Prinzipien. Diese Grundsätze zielen auf eine saubere und wirtschaftliche Chemie ab. Sie fördern Abfallvermeidung und setzen auf Energieeffizienz in allen Prozessen.
Ein Kernprinzip ist die Atomökonomie. Sie maximiert die Nutzung aller Ausgangsstoffe im Endprodukt. Erneuerbare Rohstoffe spielen eine zentrale Rolle. Sie ersetzen fossile Ressourcen und schonen die Umwelt.
- Vorbeugung von Abfällen
- Sichere Chemikalienplanung
- Weniger gefährliche Synthesen
- Katalyse statt Stoßreaktionen
- Design für Abbaubarkeit
In der Pharmaindustrie zeigen sich bereits Erfolge. Das Verfahren zur Herstellung von Ibuprofen wurde optimiert und mit dem „Presidential Green Chemistry Award“ ausgezeichnet. Echtzeitanalysen sind heute Standard und verbessern die Produktion.
Die Grüne Chemie fordert ein Umdenken. Chemiker und Ingenieure müssen diese Prinzipien in Forschung und Produktion integrieren. So entstehen umweltfreundliche Lösungen für eine nachhaltige Zukunft.
Grüne Chemie in der Pharmaindustrie
Die Pharmaindustrie setzt zunehmend auf grüne Chemie, um nachhaltige Wirkstoffe zu entwickeln und umweltfreundliche Synthesewege zu etablieren. Diese Entwicklung führt zu innovativen Pharmaprozessen, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch vorteilhaft sind.
Aktuelle Anwendungen
Viele Unternehmen nutzen grüne Chemie für die Herstellung von APIs, Generika und Zwischenprodukten. Auch in den Bereichen Peptide, Lipide und Kontrastmittel finden nachhaltige Wirkstoffe Anwendung. Die Entwicklung umweltfreundlicher Synthesewege erstreckt sich zudem auf Kosmetika, Duftstoffe und Hanfprodukte.
Herausforderungen und Chancen
Die Umstellung etablierter Prozesse auf grüne Chemie stellt Unternehmen vor Herausforderungen. Gleichzeitig bietet sie Chancen für langfristiges Wachstum und Kostensenkungen. Innovative Pharmaprozesse, wie die Mikroverfahrenstechnik, ermöglichen energieeffiziente Synthesen und erhöhen die Prozesssicherheit.
Fallstudien erfolgreicher Implementierungen
Ein Beispiel für erfolgreiche Implementierung ist die Entwicklung von Soxhlet-ähnlichen Extraktionsverfahren für pharmazeutische Inhaltsstoffe. Auch in der Asbestabfallneutralisierung und der Antibiotikaproduktion werden umweltfreundliche Synthesewege erfolgreich eingesetzt. Diese Projekte zeigen, wie nachhaltige Wirkstoffe und innovative Pharmaprozesse die Industrie positiv verändern.
Nachhaltige Wirkstoffe in der Pharmaproduktion
Die Pharmaindustrie setzt verstärkt auf nachhaltige Wirkstoffe und umweltfreundliche Arzneimittel. Grüne Synthese-Methoden gewinnen an Bedeutung, um den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Diese Ansätze minimieren giftige Lösungsmittel und maximieren die Atomökonomie.
Innovative Unternehmen wie DexLeChem treiben die Entwicklung voran. Das 2013 gegründete Start-up hat bereits über 25 Projekte für mehr als 15 Kunden bearbeitet. Ihr Ziel: Die Herstellung von Bio-basierten Pharmazeutika effizienter und umweltschonender zu gestalten.
Traditionelle Verfahren dominieren noch oft die Produktion. Beispielsweise wird Adrenalin zu 90% nach alten Methoden hergestellt. Doch der Wandel ist spürbar. Große Pharmaunternehmen wie Lonza und Sanofi-Aventis setzen zunehmend auf grüne Technologien.
Ein vielversprechender Ansatz sind Flow-Reaktoren. Sie ermöglichen:
- Höhere Produktselektivität
- Bessere Ausbeuten
- Präzise Reaktionskontrolle
- Vereinfachte Synthesewege
Die Integration von Online-Messungen zur Prozesskontrolle und der Einsatz von Mikroreaktoren bieten weitere Innovationspotenziale. Diese Technologien treiben die Entwicklung umweltfreundlicher Arzneimittel voran und gestalten die Pharmaproduktion nachhaltiger.
Bio-basierte Pharmazeutika: Ein Zukunftstrend
Biobasierte Arzneimittel gewinnen in der Pharmaindustrie zunehmend an Bedeutung. Sie nutzen erneuerbare Ressourcen und tragen zur Entwicklung nachhaltiger Pharmazeutika bei. Dieser Trend eröffnet neue Möglichkeiten für umweltfreundliche Produktionsverfahren.
Vorteile und Potenziale
Die Verwendung von biobasierten Arzneimitteln bietet zahlreiche Vorteile:
- Reduzierung der Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen
- Verringerung des ökologischen Fußabdrucks
- Kosteneinsparungen von bis zu 20% bei der Herstellung
Aktuelle Forschungsansätze
Forscher konzentrieren sich auf innovative Methoden zur Herstellung biobasierter Arzneimittel. Dazu gehören:
- Entwicklung neuer Fermentationsprozesse
- Nutzung von Pflanzenzellen zur Wirkstoffproduktion
- Einsatz von Stärke und Cellulose als Ausgangsstoffe
Marktperspektiven
Die Zukunft für biobasierte Arzneimittel sieht vielversprechend aus. Verbraucher und Behörden fordern verstärkt nachhaltige Pharmazeutika. Unternehmen wie Evonik investieren in neue Produktionsanlagen für biobasierte Wirkstoffe. Diese Entwicklung zeigt, dass erneuerbare Ressourcen in der Pharmaindustrie eine immer wichtigere Rolle spielen werden.
Umweltfreundliche Synthesewege in der Medikamentenherstellung
Die Pharmaindustrie sucht nach grünen Synthesemethoden, um ihre Produktion nachhaltiger zu gestalten. Ein vielversprechender Ansatz ist die Mechanochemie. Sie nutzt mechanische Verfahren wie Kugelmahlen, um chemische Reaktionen ohne Lösungsmittel durchzuführen. Dies kann die Ökotoxizität und CO2-Emissionen um über 85 Prozent senken.
Das EU-geförderte Projekt IMPACTIVE arbeitet an sechs pharmazeutischen Wirkstoffen ohne Lösungsmittel. Ziel ist eine ressourceneffiziente Herstellung von Medikamenten. Herkömmliche Methoden verursachen einen hohen CO2-Fußabdruck durch energieintensive Prozesse und Lösungsmitteleinsatz.
Ein weiterer Trend sind nachhaltige Katalysatoren. Eisen, Mangan und Kobalt könnten teure Edelmetalle ersetzen. Sie sind häufiger verfügbar und ermöglichen mildere Reaktionsbedingungen bei 20-30°C. Am Leibniz-Institut für Katalyse forschen junge Wissenschaftler an diesen umweltfreundlichen Alternativen.
Die neuen Katalysatoren zeigen hohe Selektivität und erzeugen kaum Nebenprodukte. So lässt sich die nachhaltige Produktion von Arzneimitteln verbessern. Grüne Synthesemethoden tragen entscheidend zur Ressourceneffizienz in der Pharmaindustrie bei.
Enzymatische Katalyse: Eine grüne Alternative
Die enzymatische Katalyse revolutioniert die Pharmaproduktion als umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Methoden. Biokatalysatoren ermöglichen effiziente und nachhaltige Synthesewege für komplexe Moleküle.
Grundlagen der enzymatischen Katalyse
Enzyme sind natürliche Katalysatoren, die chemische Reaktionen beschleunigen. In der Pharmaindustrie nutzt man ihre Fähigkeit, unter milden Bedingungen zu arbeiten. Dies reduziert den Energieverbrauch und minimiert unerwünschte Nebenprodukte.
Anwendungen in der Pharmaproduktion
Enzymatische Reaktionen finden breite Anwendung in der Herstellung von Medikamenten. Proteasen machen etwa 60% aller kommerziell genutzten Enzyme aus. Lipasen, die 5% des globalen Enzymmarktes ausmachen, spielen eine wichtige Rolle bei der Synthese von Wirkstoffen.
Vor- und Nachteile gegenüber herkömmlichen Methoden
Die Vorteile der umweltfreundlichen Katalyse durch Enzyme sind beachtlich:
– Hohe Selektivität und Effizienz
– Reduzierter Energieverbrauch
– Geringere Umweltbelastung
Nachteile können sein:
– Begrenzte Stabilität mancher Enzyme
– Höhere Kosten im Vergleich zu chemischen Katalysatoren
– Eingeschränkter Einsatzbereich bei unnatürlichen Substraten
Forscher wie Professor Dr. Harald Gröger arbeiten daran, diese Herausforderungen zu meistern. Sie entwickeln Methoden, um Enzyme für unnatürliche Ausgangsstoffe zu optimieren und chemische Katalysatoren wassertauglich zu machen.
Naturstoffe in der Medizin: Renaissance durch Grüne Chemie
Die Grüne Chemie bringt eine Renaissance der Naturstoffe in der Medizin. Pflanzenbasierte Wirkstoffe gewinnen zunehmend an Bedeutung für eine nachhaltige Medizin. Moderne Verfahren ermöglichen die effiziente Gewinnung bioaktiver Verbindungen aus der Natur.
Naturstoffchemie spielt eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung neuer Medikamente. Bekannte Beispiele sind Aspirin, ursprünglich aus Weidenrinde gewonnen, und Penicillin aus Schimmelpilzen. Diese Erfolge inspirieren Forscher, weitere pflanzenbasierte Wirkstoffe zu entdecken.
Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (HPLC) ist eine wichtige Methode zur Isolierung bioaktiver Verbindungen. Sie ermöglicht die präzise Trennung und Analyse komplexer Naturstoffgemische. Diese Technik trägt maßgeblich zur Effizienz der Wirkstoffforschung bei.
Die Produktion von Naturstoffen nutzt zunehmend biotechnologische Verfahren. Genetisch modifizierte Mikroorganismen stellen bioaktive Verbindungen effizient her. Diese Methode reduziert den ökologischen Fußabdruck und steigert die Ausbeute wertvoller Substanzen.
- Fermentation zur Herstellung von Antibiotika
- CRISPR-Technologie für optimierte Produktionsprozesse
- Nutzung von Algen und Hefen als Produktionsorganismen
Der Markt für pflanzenbasierte Wirkstoffe wächst stetig. Patentierte Produkte und innovative Herstellungsmethoden bieten großes wirtschaftliches Potenzial. Die steigende Nachfrage nach nachhaltiger Medizin treibt diese Entwicklung voran.
Biotechnologische Produktionsverfahren in der Pharmaindustrie
Biotechnologie revolutioniert die Pharmaindustrie. Deutschland ist neben den USA führend in der Entwicklung und Produktion von weißer Biotechnologie. Diese Technologie schafft neue Arbeitsplätze und ermöglicht die Herstellung innovativer Produkte.
Mikrobielle Fermentation
Nachhaltige Fermentation spielt eine wichtige Rolle in der Pharmaproduktion. Sie wird für die Herstellung von Antibiotika und anderen Wirkstoffen genutzt. Die Industrie setzt verstärkt auf umweltfreundliche Verfahren, um den ökologischen Fußabdruck zu verringern.
Zellkulturtechnologien
Zellkulturtechnologien ermöglichen die Produktion komplexer Proteine und Antikörper. Diese Methode ist besonders wichtig für die Herstellung von Biopharmazeutika. In Deutschland sind aktuell bis zu 443.000 Arbeitsplätze direkt von der Biotechnologie beeinflusst.
Genetische Modifikation für grüne Produktion
Grüne Genmodifikation optimiert Produktionsorganismen und steigert die Effizienz. Dies führt zu einer nachhaltigeren und umweltfreundlicheren Produktion. Experten erwarten, dass bis 2025 rund 10% der Massenchemikalien biotechnologisch hergestellt werden.
Die Pharmaindustrie setzt verstärkt auf diese innovativen Verfahren. Sie ermöglichen nicht nur eine effizientere Produktion, sondern auch die Entwicklung neuer Medikamente. Die Zukunft der Pharmaproduktion liegt in der Biotechnologie.
Green Chemistry Prinzipien in der Qualitätskontrolle
Die Pharmaindustrie setzt verstärkt auf nachhaltige Qualitätssicherung. Grüne Messtechnik gewinnt dabei an Bedeutung. Umweltfreundliche Analysetechniken wie die Nahinfrarotspektroskopie reduzieren den Einsatz von Chemikalien und Lösungsmitteln erheblich.
Real-time-Analysen ermöglichen eine effizientere Prozesskontrolle und minimieren Abfälle. Dies entspricht den Prinzipien der Grünen Chemie und trägt zur Verringerung des CO₂- und Wasser-Fußabdrucks bei.
Laut einer Studie der Leuphana-Universität Lüneburg kann bereits in der Phase der Wirkstofffindung die Umweltverträglichkeit eines Medikaments berücksichtigt werden. Dies zeigt das Potenzial der Grünen Chemie für die Pharmaindustrie.
- Einsatz von Nahinfrarotspektroskopie zur Reduktion von Chemikalien
- Real-time-Analysen für effiziente Prozesskontrolle
- Berücksichtigung der Umweltverträglichkeit bei der Wirkstoffentwicklung
Fraunhofer-Pilotanlagen in Mitteldeutschland unterstützen die Industrie bei der Skalierung nachhaltiger Produktionsprozesse. Das Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse in Leuna fördert die Entwicklung effizienter Synthesen und trägt so zur Umsetzung grüner Messtechniken bei.
Ökologischer Fußabdruck: Messung und Optimierung in der Pharmaindustrie
Die Pharmaindustrie setzt verstärkt auf Nachhaltigkeitsmessung, um ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Unternehmen entwickeln innovative Methoden zur Erfassung des gesamten Produktlebenszyklus. Dies umfasst alle Schritte von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung.
Die CO2-Bilanz spielt eine zentrale Rolle bei der Bewertung der Umweltauswirkungen. Pharmahersteller nutzen fortschrittliche Technologien zur Überwachung und Optimierung ihres Energieverbrauchs. Durch den Einsatz von IoT-Sensoren und digitalen Plattformen konnten einige Unternehmen ihre CO2-Emissionen um bis zu 25% senken.
Ressourceneffizienz ist ein weiterer Schlüsselfaktor für eine nachhaltige Pharmaindustrie. Die Digitalisierung der Datenerfassung ermöglicht exakte Echtzeitanalysen. Dies führt zu effizienteren Produktionsanlagen und einem reduzierten Materialverbrauch. Unternehmen wie Thermo Fisher Scientific nutzen moderne Lösungen zur beschleunigten Fehleranalyse und Optimierung ihrer Produktionsprozesse.
Die Implementierung von Grüner Chemie-Prinzipien trägt wesentlich zur Verbesserung der Umweltbilanz bei. Viele Pharmaunternehmen haben sich verpflichtet, innerhalb des nächsten Jahrzehnts klimaneutral zu werden. Dies erfordert kontinuierliche Investitionen in nachhaltige Technologien und Prozesse.
Kreislaufwirtschaft in der Pharmaproduktion
Die Pharmaindustrie steht vor der Herausforderung, ihre Umweltauswirkungen zu reduzieren. Eine Studie im Journal of Cleaner Production zeigt, dass die Emissionen der Branche die der Automobilindustrie um 55 Prozent übersteigen. Hier setzt die zirkuläre Wirtschaft an, um nachhaltiges Ressourcenmanagement zu fördern.
Abfallreduzierung und Recycling
Vorreiter wie Novo Nordisk zeigen, was möglich ist. Das Unternehmen recycelt 96 Prozent seiner Abfälle stofflich und entsorgt nur 0,06 Prozent auf Deponien. Bei der Produktion von 600 Millionen Insulinpens jährlich bedeutet das eine erhebliche Verringerung der Umweltbelastung.
Wiederverwendung von Lösungsmitteln
Die Wiederverwendung von Lösungsmitteln ist ein wichtiger Schritt zur Abfallvermeidung. Innovative Reinigungstechnologien ermöglichen es, Lösungsmittel mehrfach zu nutzen. Das spart Ressourcen und senkt Entsorgungskosten.
Geschlossene Produktionskreisläufe
Unternehmen wie Dexlechem entwickeln geschlossene Produktionskreisläufe. Diese maximieren die Ressourceneffizienz und minimieren Umweltauswirkungen. Amgen plant bis 2027 CO2-neutral zu werden und den Wasserverbrauch um 40% zu senken. Roche will seinen ökologischen Fußabdruck bis 2029 halbieren.
Die Kreislaufwirtschaft in der Pharmaindustrie ist ein vielversprechender Ansatz für nachhaltiges Ressourcenmanagement. Sie bietet Lösungen für Abfallvermeidung und effiziente Ressourcennutzung. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz in der Branche.
Zukunftsperspektiven: Innovationen und Trends
Die Digitalisierung revolutioniert die nachhaltige Pharmaforschung. Über 80% der Chemie-Start-ups in Deutschland fokussieren sich auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Diese Entwicklung verspricht innovative Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft.
Künstliche Intelligenz spielt eine Schlüsselrolle bei der Optimierung von Synthesewegen. Sie ermöglicht effizientere Prozesse und reduziert den ökologischen Fußabdruck der Pharmaindustrie. Die Anzahl der Chemie-Start-ups in Deutschland stieg von 350 Anfang 2022 auf über 400, mit einem jährlichen Zuwachs von 25 bis 30 Neugründungen.
Biobasierte Materialien und Miniaturisierung von Produktionsprozessen sind weitere Trends. Diese Innovationen tragen zur Ressourcenschonung bei und fördern die nachhaltige Pharmaforschung. Es dauert durchschnittlich 10 bis 15 Jahre, bis sich ein Chemie- oder Pharma-Start-up als etablierter Mittelständler positioniert.
Die Integration erneuerbarer Energien in die Pharmaproduktion gewinnt an Bedeutung. Bis 2040 könnte der Anstieg der CO2-Emissionen durch das globale Stromnetz rund 14% der weltweiten Emissionen ausmachen. Die Pharmaindustrie steht vor der Herausforderung, ihren Beitrag zur Reduzierung dieser Emissionen zu leisten.
Diese Entwicklungen zeigen: Die Zukunft der Pharmaindustrie liegt in der Verbindung von Digitalisierung, künstlicher Intelligenz und nachhaltiger Forschung. Sie bieten Lösungsansätze für globale Herausforderungen wie Klimawandel und Ressourcenknappheit.
Fazit
Die nachhaltige Pharmaindustrie erlebt durch grüne Innovationen einen tiefgreifenden Wandel. Seit den späten 1990er Jahren, als Paul Anastas und John Warner die Prinzipien der grünen Chemie einführten, hat sich viel getan. Diese zukunftsfähige Chemie zielt darauf ab, natürliche Ressourcen effizient zu nutzen und den Umwelteinfluss zu minimieren.
Katalytische Verfahren in der nachhaltigen Pharmaindustrie reduzieren den Energieverbrauch erheblich. Biobasierte Chemikalien aus nachwachsenden Rohstoffen und grüne Lösungsmittel sind wichtige Bausteine dieser Entwicklung. Sie sind weniger toxisch und umweltschädlich als herkömmliche Alternativen.
Das Umweltbundesamt spielt eine zentrale Rolle bei der Förderung grüner Innovationen. Bereits 1997 entwickelte es Managementregeln für eine zukunftsverträgliche Entwicklung. In Zusammenarbeit mit der OECD wurden 2004 Kriterien für eine nachhaltige Chemie erarbeitet. Diese Bemühungen tragen dazu bei, die Pharmaindustrie nachhaltiger und umweltfreundlicher zu gestalten.
Die Zukunft der Pharmaindustrie liegt in der konsequenten Anwendung und Weiterentwicklung dieser grünen Prinzipien. Mit einem Fokus auf qualitativ sichere Stoffe, ressourcenschonende Produktion und langlebige Produkte bewegt sich die Branche in Richtung einer wahrhaft nachhaltigen und zukunftsfähigen Chemie.